Der Prothesen-Sammler

Klaus Dittmer ist ein engagierter Sammler. Über viele Jahre trug der Berliner Orthopädiemechaniker-Meister Objekte zur Geschichte seiner Zunft zusammen. Prothesen, Gehhilfen, Bandagen und spezifische Werkzeuge erzählen die Geschichte eines Handwerks, das vielen Menschen nach Kriegsverletzungen, schweren Krankheiten oder Unfällen zu neuer Mobilität verholfen hat. Klaus Dittmer hat seine Objekte immer auch als Zeugnisse der individuellen Schicksale ihrer Nutzerinnen und Nutzer begriffen, die er sorgfältig aufzeichnete. 2007 schenkte er diese Sammlung dem Deutschen Hygiene-Museum. In einem Gespräch verriet er, was ihn zum Sammeln bewegt, was ihn manchmal daran zweifeln ließ und warum auch ein Rollstuhl aus Taiwan sammlungswürdig ist.

Herr Dittmer, warum sammeln Sie?

Ich bin in einem Haus groß geworden, das voller Sammlungsstücke war. Wir lebten im Haus eines Antiquitätenhändlers, der 1944/45 durch einen Granatsplitter einer Flakstellung in unserer nächsten Nachbarschaft erschlagen wurde. Und dann stand uns das ganze Haus zur Verfügung. Darin waren unterschiedliche Antiquitäten, deren Sinn und Bedeutung ich natürlich nicht erfasste, von denen aber einige mich immer begleitet haben. Als Kind sammelte ich Granatsplitter, weil die farbig waren. Später habe ich Briefmarken gesammelt. Dann begann ich an, Gegenstände der Nachkriegszeit zu sammeln, Dinge wie Milchkannen, die aus Granathülsen gemacht worden waren. Während meiner Zeit in Tunesien, wo ich zeitweilig in der Entwicklungshilfe tätig war, habe ich angefangen, römische Keramik zu sammeln. Und auf diesem langen Weg bin ich immer mal wieder an etwas Orthopädisches gelangt, bis ich erkannte, dass jedes Hilfsmittel, das wir fertigten, eine ganz individuelle Arbeit war, die ganz wesentlich das Schicksal des Patienten bestimmt hatte. Und diese Dinge aufzuheben, war mir besonders wichtig, auch um gleichzeitig die technische Entwicklung zu dokumentieren.

 Sie haben eine Sammlerbiographie, die unterschiedliche Schwerpunkte hat. Können Sie sich an Ihr erstes orthopädisches Hilfsmittel erinnern, das den Ausgangspunkt für diese Sammlung gebildet hat?

Ich habe 1971 von meinem Vater den Betrieb übernommen, und der hatte auch schon einige technische Besonderheiten gesammelt. Das waren die ersten Stücke.

Sie sind Orthopädiemechaniker, genau wie Ihr Vater. Wie hat dieser Beruf Ihre Sammeltätigkeit geprägt?

Von meinem Vater habe ich gelernt, dass man mit einer sehr guten Leistung auch Karriere machen kann, dass sehr gute Leistungen die wirtschaftliche Basis bilden, dass man sich damit einen Namen machen kann, bei Patienten, bei Kollegen, bei Ärzten. Und dass man damit den rein handwerklichen Bereich verlassen kann und einem Türen geöffnet werden, im medizinischen und im wissenschaftlichen Bereich.

Haben Ihnen Ihre Leistungen als Orthopädiemechaniker auch Türen beim Sammeln geöffnet?

Natürlich, auch beim Sammeln. Manchmal schreiben mich Kollegen oder auch andere Menschen an, weil sie mir etwas zu Verfügung stellen wollen. Und so erhalte ich dann wunderbare Objekte wie zum Beispiel zwei Armprothesen aus Frankfurt a. M., die vor 1950 gefertigt wurden. Den Angehörigen des Trägers hatte man geraten, sie wegzuwerfen, niemand wollte sie haben. Ich habe auch zwei Sauerbruch-Unterarmprothesen bekommen, 1947 gefertigt und im besten Zustand, aus Familienbesitz. Da hilft es schon, dass mich viele Kollegen hier in Deutschland kennen.

Sie haben ein Netzwerk.

Ja, das Netzwerk ist auch deshalb vorhanden, weil ich viele Jahre hier in Deutschland wissenschaftliche Kongresse geleitet habe. Ich habe dem Programmkomitee vorgestanden. Dadurch entstand ein Netzwerk über ganz Deutschland und bis in die Schweiz, sodass ich dort Kontakte habe. Das ist ein Fundus, der mich natürlich glücklich macht. Wie kommt man zu solchen historischen Gegenständen? Im Grunde ist es reiner Zufall.

Haben Sie nie aktiv die Rolle des Sammlers gesucht?

Eigentlich nicht. Das ist ein schwieriges Feld, auch ein vermintes Feld. Es gibt die Tendenz, einem Fremden nicht unbedingt eine Arbeit zu übergeben, die vielleicht Schwachstellen hat, die vielleicht nicht ganz ideal war. Es kann auch sein, dass sich darin die spezifischen Fähigkeiten einer Werkstatt verbergen, die sie nicht weitergeben möchte. Es kann mehrerer Gründe geben, dass man damit eher restriktiv verfährt. Dann kommt noch der Eigentumsvorbehalt der Krankenkassen und Versorgungsämter hinzu. Solch ein Hilfsmittel ist ja nicht herrenlos. Der Patient ist Besitzer, aber nicht der Eigentümer. Manchmal bleiben meine Bemühungen ohne Resonanz. Ich habe von der Bundesfachschule für Orthopädietechnik Sachen übernommen. Dann habe ich auch Berufsfachschulen angesprochen, von denen ich ebenfalls Objekte bekam. Aber ich habe auch viele Briefe verschickt ohne Resultat.

Wenn Ihnen jemand ein Objekt überlassen möchte, was tun Sie dann?

Ich nehme es entgegen, aber ich kann zunächst keine Antwort geben. Die Leute wollen wissen, was damit passiert. Was soll damit passieren? Wenn es etwas Besonderes ist, dann muss ich entscheiden. Ich muss es sehen, muss sehen, wie es zu meiner Sammlung passt: Gibt es Gebrauchsspuren, was ist das Einzigartige? Nur so kann ich das entscheiden.

Die Geschichte der Person, die das Objekt benutzt hat, ist in das Objekt eingeschrieben?

Richtig. Und wenn ich dann den persönlichen Hintergrund erfragen darf, dann wird die ganze Geschichte rund. So ist es mir am liebsten.

Wie werden Personen, die Ihnen etwas anbieten, auf Sie aufmerksam? Das sind ja nicht nur Kollegen?

Es gibt zum Beispiel einen Bundesverband der Arm- und Beinamputierten, der vor etwa einem Jahr ein Interview mit mir geführt hat. Und dann gibt es Ausstellungen, z. B. gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut in Stuttgart, da haben wir auch auf meine Sammeltätigkeit hingewiesen. Wir wollen auch eine Plattform gründen, die Sammlungen erfasst und lokalisiert um sie Historikern zugänglich zu machen.

Ihr Netzwerk ist interdisziplinär. Sie haben darin Ihre Rolle und Ihre Position.

Mir hilft mein fachlicher Hintergrund. Ich bin eigentlich überrascht, dass es kaum andere Orthopädietechniker gibt, die sich der Idee des Sammelns verschreiben. Für mich wäre es wichtig, jemanden zu finden, mit dem ich mich auch fachlich austauschen kann. Ich suche auch jemanden, der mich in meiner Ausstellungsplanung unterstützt, in kritischer Auseinandersetzung. In meinem Berufszweig sind die Leute meistens so sehr in ihrem Fachbereich engagiert, dass sie sich nicht die Zeit nehmen, zu publizieren, sich überhaupt mit Fragen der Geschichte der Orthopädietechnik zu befassen.

Was charakterisiert Ihre Sammlung?

Sie haben mit Ihrem jetzigen Forschungsprojekt »Anthropofakte« dem Begriff »Schnittstelle Mensch« eine besondere Bedeutung beigemessen und ich glaube, er charakterisiert auch die Sammlung. Ich habe Dinge aufgehoben, bei denen mir zum einen das persönliche Schicksal des Nutzers wichtig war, und mit denen sich zum anderen die Individualität der Versorgung dokumentieren ließ.

Welche Rolle spielt die Geschichte der Prothetik für Ihre Sammeltätigkeit? Haben Sie ein historisches Interesse?

Ja, natürlich. Die meisten meiner Patienten, gerade der Prothesenpatienten, waren zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit Kriegsversehrte. Wenn diese Kriegsversehrten zu uns in die Werkstatt kamen, war das ein Raum, wo sie unabhängig von ihrer Familie über ihr eigenes Schicksal reden konnten. Niemand sagte zu Ihnen: »Ach, Opa, lass mal. Das haben wir alles schon ein paarmal gehört.« Für mich war das sehr, sehr interessant, weil ich mich auch für Deutsche Geschichte interessierte. Mich interessierte das Schicksal dieser Kriegsgeneration. Und das hat mich manchmal auch richtig ergriffen. Ich habe ja selbst als Kind die ersten russischen Soldaten erlebt, die zu uns kamen, und habe irgendwann auch begriffen, dass es einen Unterschied gibt zwischen Ursache und Wirkung. Überhaupt, dass man differenzieren muss. Ich hatte dann auch Kontakt zur Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, habe 1966 in der Sowjetunion mal an so einem Projekt teilgenommen. Und dann kamen diese Geschichten meiner Patienten, ein Bild, das ich einordnen konnte. Und ich konnte sie verstehen, manch einen in seiner glücklichen Lebenseinschätzung, das alles überlebt und nur ein Bein verloren zu haben. Das habe ich bei den Anproben und Reparaturen erfahren. Da hat sich für mich ein Kreis geschlossen aus meinem historischen Interesse und dem, was ich von diesen Patienten erfuhr. Manchmal habe ich vordergründig gar nicht daran gedacht, sondern erst später festgestellt: Ach, jetzt hast du von dem ja auch noch eine Prothese. So gibt es eben einige Exemplare in Ihrer Sammlung, von deren Trägern ich sehr viel erfahren habe.

Diese Geschichten haben Sie dokumentiert.

Ja, ich habe jetzt angefangen, zu einigen Prothesen, zu denen ich zuvor nichts notiert habe, noch einmal etwas aufzuschreiben, soweit ich mich erinnere. Ich versuche momentan etwas über einen ehemaligen Amtsrichter zu erfahren, nachdem ich einen früheren Kollegen von ihm kennengelernt habe. Seine Prothese ist auch in Ihrer Sammlung.

Gibt es ein Prinzip, nach dem Sie sammeln?

Ich habe jetzt noch die Möglichkeit, Prothesen zu bekommen, die in der Holztechnik gefertigt wurden. Dies sind eigentlich die letzten ihrer Art. Es hat jüngst eine Veränderung im Berufsbild gegeben. Die Arbeit an der Trichterfräse ist aus der Ausbildung herausgefallen. Die Holzfertigung ist damit nur noch eine Übergangstechnologie. Noch bin ich in der Lage, da etwas zu bekommen. Es ist jetzt schon selten. Auch wenn ich bereits ein Stück in mehreren Exemplaren habe: Es sind die letzten Stücke einer Fertigungstechnologie, die sich wandelt. Da sind wir mittendrin. Und die Veränderung dieser Technologien ist gewaltig. Die Vielzahl der Stützkorsetts, die wir gemacht haben: Manches wird abgelöst durch eine Implantat-Technik. Ich habe meine Ausbildung in der Orthopädietechnik von 1959 bis 1962 gemacht. Da begann man gerade mit der Gießharztechnik – weg von Leder und Metall, hin zu Kunststoff. So habe ich die alte Technik kennengelernt, die seit etwa 100 Jahren angewandt wurde, wie auch die Übergangstechnologien und die modernsten Versorgungstechniken von heute. Dieses Bewusstsein, dass ich das selbst miterlebt habe, hat mir den Rahmen aufgezeigt, den eine Sammlung haben müsste. Und danach sammle ich auch.

Also fällt Ihre Arbeitsbiographie, vor allem der Beginn, aber auch die heutige Zeit mit einem starken Wandel zusammen. Und das ist eine Ihrer Motivation zum Sammeln?

Natürlich, auch das. Es gibt da noch einen Faktor: Ich möchte dabei gerne den handwerklichen Aspekt, den ganz wichtigen handwerklichen Aspekt betonen. Der wird meistens unterbewertet. Aber dieser handwerkliche Aspekt ist ja gerade das Ausschlaggebende an der Schnittstelle von Stumpf und Technik, die Sie ja auch betonen. Und das wird fast immer übersehen.

Eine Abfrage unserer Museumsdatenbank hat gezeigt, dass 900 Objekte in der Sammlung des DHMD von Ihnen stammen. Uns hilft die Datenbank, gezielt Objekte aufzufinden. Was hilft Ihnen, Überblick zu behalten?

Ich habe eine eigene Nomenklatur entwickelt. Mein erster Schritt dazu war eine Sammlungszusammenstellung des Landesversorgungsamtes Berlin. Die hatten eine kleine Sammlung, die leider verschwunden ist. Und das, was ich jetzt systematisch aufgebaut habe, das habe ich auch weitergegeben. Sie in Dresden sind für mich auch deshalb so wichtig, auch der Stand der Erfassung der Sammlung, weil ich in der Lage bin, auch dort etwas auszuleihen für meine Ausstellungstätigkeit.

Bei der Beschäftigung mit den Prothesen für die oberen Extremitäten habe ich den Eindruck gewonnen, als gäbe es ein Ordnungsschema.

Ja, neben den Amputationshöhen gibt es aktiv mit dem vorhandenen Armstumpf zu steuernde Prothesen wie die Sauerbruchprothese und myoelektrisch gesteuerte Prothesen. Passive Schmuckarme und durch Bandagen bedienbare Greifarme schließen den Bereich ab.

Haben Sie ein Lieblingsstück?

Mein Lieblingsobjekt ist die Fischerhand. Sie befindet sich derzeit in der Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums. Fischer war als Orthopädie-Techniker im Oskar-Helen-Heim in Berlin tätig und entwickelte dort die Serienfertigung nach seinem Patent in der Vorkriegszeit. Während meiner Lehrzeit in jener Klinik habe ich dort auch Handteile für Reparaturarbeiten an Fischerhänden gefertigt. Leider wurde die Hand nur in Kleinserien gefertigt, solange Handkörper vorhanden waren. Der industrielle Hersteller der Handkörper war die Firma Faber in Nürnberg, die im Krieg nach einem Luftangriff abgebrannt war. Damit versiegte ein Nachschub an Handkörpern, deren manuelle Fertigung zu aufwändig war. Die Hand, die ich habe, ist aus den 1920er Jahren und hat einen geschnitzten Handkörper. Es ist ganz schwierig, die innen so auszuhöhlen. Das ist mein Lieblingsobjekt. Sie lag während meiner Ausbildungszeit im Oskar-Helene-Heim da wie im Mülleimer. Ich durfte sie mitnehmen, das war vor 1963.

Hatten Sie manchmal Zweifel an Ihrer Sammlungstätigkeit?

Ja. Ich wollte meine Sammlung in einem Museum unterbringen, aber es war schwierig, ein geeignetes Haus zu finden. Man kann eine Prothesen-Sammlung ja schlecht in der Wohnung aufbewahren. Prothesen nehmen Platz weg, sie sind nicht unbedingt sehr ästhetisch. Man möchte sie nicht in seiner nächsten Umgebung haben, auch wenn man selbst damit arbeitet. Die große Frage war: Wo kann ich sie hingeben und macht es einen Sinn weiterzumachen? Ich weiß das ja von meinen Kollegen: »Alter Hut – was machst Du damit?« Ein Kollege sagte: »Dass Du Dir das leisten kannst?!« Ich hatte eine Wohnung als Lager. In einer Zwei-Zimmer-Wohnung war ein Zimmer nur mit Regalen vollgepackt. Das war keine große Wohnung, 64 qm, aber die Hälfte davon – das waren nur Prothesen. Die hatte ich nicht richtig geordnet, aber natürlich nach den einzelnen Sammlungsgebieten sortiert: Oberschenkel, Unterschenkel, kleine Teile… Wenn man so ein Regal hat, dann muss man ja richtig stapeln. Das ist schwer. Ich habe versucht, Pappkartons zu bekommen. Ich musste mir erstmal diese Einrichtung schaffen. Und wenn man dann keine Perspektive sieht, ist das schon schwierig. Aber es gab dann auch mal eine positive Nachricht. Ich bekam eine Anfrage vom Deutschen Museum in München. Dort suchte man für die Ausstellung »Leben mit Ersatzteilen« eine Unterschenkelprothese in einer Lederausführung. Und da konnte ich dann ein Stück hingeben, und das war für mich ein Aha-Effekt: Plötzlich stellte ich mein erstes Stück aus. Das war für mich ein ganz wichtiger Moment, dass andere auf meine Sammlung aufmerksam wurden. Da bekam ich so langsam das Gefühl, dass dieses Sammeln eine sehr sinnvolle Arbeit ist.

Wie ging es weiter?

Ich habe mich an das Deutsche Historische Museum gewandt. Mir war schon klar, dass das dort nicht unbedingt der Fokus war. Die zuständige Kuratorin dort sagte mir, das sei sehr interessant, aber leider nichts für ihr Haus, das bereits über einige Prothesen verfügte. Sie empfahl das Deutsche Hygiene-Museum. Und dann kamen eines Tages Frau Roeßiger, die Sammlungsleiterin des Deutsche Hygiene-Museums, und ihre Mitarbeiterin Frau Thalheim zu mir in die Firma. Ich habe ihnen einfach mal zehn Prothesen hingestellt und versucht zu erklären. Daraufhin war ich in Dresden und habe mir die Depoträume angeschaut. Da war ich schon ganz begeistert. Und ich dachte, das ist eigentlich ein guter Platz. Wenn das hier so betreut wird, wenn man mir das anbietet, dann ist es genau die richtige Entscheidung.

Ist dadurch, dass Sie sammeln, auch Ihr Blick auf die Orthopädietechnik kritischer geworden?

Ja. Ich habe mich ja auch immer an einer Schnittstelle bewegt, wo ich Zugang hatte zum Patienten und seiner Geschichte, zum Krankheitsbild und zur technischen Ausführung. Ich habe schon früher meine Mitarbeiter gebeten, keine vorschnelle Kritik an fremden Produkten zu üben. Wenn man etwas sieht, was jemand anderes ganz anders gemacht hat, ist es wichtig, dass man nicht von sich selbst denkt, man könne das alles viel besser. Aber ich habe auch Dinge gesehen und von Schicksalen gehört, die einfach schlimm sind.

 Welchen Einfluss hat die Suche nach Innovationen in der Prothetik auf Ihre Sammeltätigkeit?

Ich sammle nicht nur historische Dinge. Ich weiß auch nicht, wie die Entwicklung weitergeht. Die Frage ist: Wenn eine Knieschiene in China gefertigt, aber in Deutschland eingesetzt wird, soll ich sie dann diesem Sammlungsgebiet zuordnen? Ich habe mir diese Frage mit Ja beantwortet. Wir leben in einer globalisierten Welt, wo es ganz normal ist, dass heute auch ein Rollstuhl aus Taiwan bei uns im Einsatz ist und es auch in Taiwan eine Entwicklung gibt, die nicht beim Billigprodukt endet. Im Bereich der Fertigorthesen kommen die Produkte aus sehr unterschiedlichen Ländern. Ich denke, das gehört mit dazu.