Oberarmprothese CAMBODIA

  • Objektmaß (HxBxT): 13 x 71 x 11 cm (ohne Gurtbänder)
  • Kunststoff, Metall, Gummiband, Gurtband

Brauner Kunststoffarm mit schwarzem Schultergurt, Arbeitshand und Gelenkfeststellung. Inschrift "CAMBODIA" auf dem Oberarm.

Die UNO schätzt, dass gegenwärtig jährlich 24.000 Menschen auf eine Landmine treten. Die Überlebenden tragen so schwere Verletzungen davon, dass mindestens eine Extremität amputiert werden muss. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) engagiert sich seit 1979 für körperbehinderte Menschen in Kriegs- und Krisengebieten. Es lässt preiswerte Prothesen nach dem Baukastenprinzip fertigen: Eine schweizerische Firma stellt Einzelteile her, die an orthopädische Zentren in den betroffenen Ländern geschickt werden. Dort werden sie zu Prothesen zusammengefügt und individuell angepasst. Bei der Standardisierung der Prothesenfertigung hat sich seit Beginn der 1990er Jahre die Verwendung des Kunststoffs Polypropylen durchgesetzt. Die Prothesen sind in den Farben hellbeige, olivbraun und dunkelbraun erhältlich. Das IKRK versorgt jährlich weltweit mehrere tausend Menschen mit solchen Ersatzgliedern. Es befähigt die Patientinnen und Patienten auch zum Gebrauch der Hilfsmittel. Unter physiotherapeutischer Anleitung arbeiten sie am Muskelaufbau und üben Bewegungen, die für die Hanhabung der Hilfsmittel notwenig sind.
Die Armprothese wird mittels Schulterbewegungen gesteuert. Eine Achterbandage überträgt die Bewegungen. Der Arbeitshaken der Prothese kann durch weitere Ansatzstücke oder eine Schmuckhand ersetzt werden. Die Mehrheit der Trägerinnen und Träger benutzt ausschließlich die Kosmetikhand, diese wird jedoch vielfältig eingesetzt.

Beiträge zu diesem Objekt

Vielzahl und Vielfalt sind ein Kennzeichen der »Prothetik«- Sammlung des Deutschen Hygiene-Museums. Die Sammlung umfasst etwa 700 Körperersatzteile, die vorwiegend aus dem 20. und 21. Jahrhundert stammen. Die Prothesen, Implantate und Orthesen, Seh-, Geh- und Hörhilfen haben sehr unterschiedliche Funktionen: Sie ersetzen amputierte Körperteile oder -funktionen, ergänzen als unzulänglich wahrgenommene Körper, kompensieren oder optimieren.

Eine Voraussetzung sowohl für den ästhetischen wie für den funktionalen Ersatz von Körperteilen ist die Verwendung zweckmäßigen Materials. Es muss sich einerseits gut formen lassen und andererseits die Solidität und Handhabbarkeit des Körperersatzteils garantieren. Welche Partien oder Funktionen auch zu ersetzen waren – immer waren Prothesenhandwerk und -industrie auf der Suche nach neuen Werkstoffen, um verlässliche, angenehm zu tragende Körperersatzteile fertigen zu können. Sie erprobten dabei Holz, Metall und Kunststoffe.

Ein sächsischer Landwirt, der im Zweiten Weltkrieg sein rechtes Bein verloren hatte, legte einen Stelzfuß an, wenn er seiner Arbeit nachging. Die robuste Holzprothese tat viele Jahre ihren Dienst. Wir wissen lediglich von einer einzigen Last, die der Landwirt mit ihr hatte: Der lederne Schaft, der seinen Amputationsstumpf umfing, weitete sich mit der Zeit. Die Prothese saß daher nicht mehr gut. Der Landwirt musste nun zusätzlich Stumpfstrümpfe anziehen, um den zuverlässigen Sitz seines Arbeitsbeins zu sichern.

Eine Szene aus einem Stummfilm: Am Rande eines Nadelwaldes stehen fünf Männer nebeneinander. Ihre schlecht sitzenden Uniformen hängen an diesem und jenem herunter wie alte Kittel. Unterhalb ihrer linken Oberschenkel klaffen Freiräume. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass Schuhe und Schenkel durch Metallgestänge verbunden sind: provisorische Prothesen, die darauf hinweisen, dass die Beine erst kürzlich amputiert worden sind. Die Einbeinigen sind zu einem speziellen Appell angetreten.